Wie geht es 180 behinderten Kindern, die auf Grund ihrer Behinderung oder aus sozialen Gründen in einem Waisenheim in Liepaja/Libau Lettland abgegeben werden? Zunächst einmal werden sie von der leitenden Kinderärztin, Frau Dr. Astra Jansone, gründlich untersucht. Auch die wenige Tage alten Säuglinge müssen eine Quarantänezeit durchlaufen. Sie werden beobachtet und auf ansteckende Infektionen hin behandelt. Später leben jeweils 12 Kinder in einer Gruppe zusammen. Sie waren die vergessenen Kinder der kommunistischen Gesellschaft, weil fest stand, dass sie nie zur Produktivität beitragen könnten. Sie wurden von pädagogisch unausgebildeten Pflegerinnen aufmerksam versorgt. Aber nur für das medizisch Notwendigste war Geld vorhanden. 1990 konnte schon über 10 Jahre keine neue Bettwäsche mehr gekauft werden. Die Säuglinge brauchten dringend Babyheilnahrung, um sie bei Durchfallerkrankungen retten zu können. Allmählich setzte sich auch der Gedanke durch, dass nicht zwölf Kinder mit der gleichen Behinderung in einer Gruppe zusammen aufwachsen sollten. Die Gruppen wurden gemischt, dadurch verbesserte sich die gegenseitigen Hilfe und Anregung der Kinder untereinander. Der Grundgedanke von Maria Montessori: „Hilf mir, es selbst zu tun!“ wurde in einigen Gruppen durch die in Deutschland ausgebildeten Fachkräfte verwirklicht.
Aber was hilft es, wenn sich im Inneren ein Wandel vollzieht, jedoch das noch von Deutschen vor 100 Jahren errichtete Waisenheim inzwischen ein undichtes Dach hat, und die Feuchtigkeit und Nässe allmählich zu den Kindern dringt? Zum Glück gab es die hilfsbereiten Käufer von Lenin-Glocken. Mit diesem Geld, damals insgesamt 10.000 DM konnte ein wichtiger Teil der Dacherneuerung begonnen werden. Denn ist erst einmal ein Beitrag geleistet, so findet sich häufig der Staat oder die Stadt dazu bereit, die finanzielle Verantwortung für die Fertigstellung zu übernehmen. So wurde 1998 das Dach komplett erneuert.