Besonders nach der Unabhängigkeit der Baltischen Republiken 1991 stellten sich für Pädagogen mehr und mehr die Fragen: „Wie sieht die Erziehung und der Umgang mit behinderten Kindern im übrigen Europa aus?“ Sinnvoll erschien es daher die Leiterin des Waisenheims, Frau Dr.Astra Jansone und den Direktor der ersten Schule für behinderte Kinder in Lettland aus der Hafenstadt Liepaja, Herrn Atis Brikmanis nach Deutschland einzuladen.Diese Einladung wurde gerne von unserer Familie ausgesprochen. Der Weg bis zu uns war jedoch noch sehr beschwerlich-mehr als 36 Stunden dauerte die Fahrt bis Köln – in klapprigen, alten Bussen.
Das Entscheidende waren jedoch die vielfältigen Einblicke, zum Beispiel in Montessorie Pädagogik, wo die Selbstständigkeit der Kinder von klein auf unterstützt wird, unter dem Motto: “ Hilf mir, es selbst zu tun!“ Ebenso wertvoll waren für Atis Brikmanis die Anregungen, für Jugendliche Werkstätten einzurichten. Bis dahin unbekannte Bücher und Unterrichtsmaterial wurde gründlich studiert, dabei half natürlich sehr, die noch in sowjetischer Zeit erlernte deutsche Sprache.
Bei aller Verschiedenheit der äußeren Bedingungen für die Kinder in Deutschland und in Lettland war die tröstliche Feststellung der Kinderärztin Dr. Jansone: „Die Kinder mit Behinderungen sehen in beiden Ländern gleich aus, ob sie nun Janis oder Johannes heißen.“
Dem Waisenheim mit 120 behinderten Kindern vom Säuglingsalter bis zum 18. Lebensjahr konnten wir als erstes bei der Renovierung des maroden Daches mit Hilfe von Spenden durch die “ Glocken für Liepaja“ unterstützen.
Der Sonderschule von Atis Brikmanis wurden durch die Glockenspenden eine neue Duschanlage und die Einrichtung von einem Werkraum ermöglicht.